Mission erfüllt: Hermann Keller holt „Grünes Trikot“ der Oderrundfahrt

Frankfurt/Oder. Genau ein Jahr ist vergangen, seit sich sechs Radsportler der Rad-Union zum ersten Mal auf den Weg in den Osten Brandenburgs machten, um an der Internationalen Oderrundfahrt teilzunehmen. Der Veranstalter schätzte die Vereinsmannschaft im Vorfeld als unterqualifiziert gegenüber den anderen – teilweise professionellen – Teams ein. Was sich schnell änderte: Zwei Top-10 Platzierungen und das grüne Trikot des besten Sprinters konnten die Allgäuer verbuchen. Das sollte am letzten Wochenende noch gesteigert werden.

Die Aufstellung der Wangener versprach Gutes: Thomas Lienert, Gewinner des Rennens in Ansbach und Dritter des Kriteriums in Dachau war ebenso im Aufgebot wie Hermann Keller, letzte Woche elfter der Deutschen Profimeisterschaft (… berichtete). Daneben befestigte sich Peter Clauß, zurzeit 15. der Bundesliga-Wertung, zum achten Mal eine Startnummer der Oderrundfahrt an seinem Trikot. Fabian Danner, Marco Barke und Silias Motzkus vervollstän-digten die Mannschaft.

Bereits während der ersten Etappe am Donnerstagabend über 90 km arbeitete Keller am „Projekt Grün“: Die erste von drei Sprintwertungen gewann er nach einer Solo-Flucht, und bei den beiden anderen punktete er ebenfalls. Am Ende durfte er das grüne Trikot überstrei-fen, obwohl er eigentlich nur zweiter der Wertung war: Marcel Franz vom fränkischen Team Hermann führte die Sprint- aber auch die Gesamtwertung an, sodass Keller das Sprinttrikot stellvertretend erhielt.

Auf der 160 km langen, topfebenen Freitagsetappe zeigte Thomas Lienert, dass Form und Motivation bei ihm stimmten. Als er zusammen mit einer elfköpfigen Spitzengruppe nach 140 Fluchtkilometern eingeholt wurde, startete er zur nächsten Attacke durch und erreichte schließlich mit einer siebenköpfigen Spitzengruppe das Ziel. Im Sprint konnte sich Lienert Platz zwei sichern, einzig Vortagssieger Franz war noch schneller.

Das 13 Kilometer lange Einzelzeitfahren am Samstagmorgen ließen die Wangener – taktisch – überwiegend ruhig angehen, um sich für die harten letzten beiden Etappen zu schonen. Clauß wurde fälschlicher Weise wegen Warmfahrens auf abgesperrter Strecke ermahnt, so langsam war er unterwegs. Da Keller als einer der letzten startete kam er so spät ins Ziel, dass die Zeitmesseinrichtung schon fast demontiert war. Einzig Fabian Danner setzte seinen Körper unter Volllast und wurde 23ster.

 

Und das Kalkül ging auf: Am Nachmittag musste eine 3-Kilometer-Runde 15 Mal absolviert werden. Ein 16 Prozent steiler, mit gröbstem Pflaster belegter Anstieg war dabei offensicht-lich die Schlüsselstelle. Keller ging in die Offensive, kaum dass der Startschuss gefallen war. Danach bestritt er das gesamte Rennen als Teil einer fünfköpfigen Spitzengruppe, gewann unterwegs alle Sprintwertungen und erreichte mit Platz fünf noch ein hervorragendes Tages-ergebnis. Daraufhin war er tatsächlich Führender der Sprintwertung und konnte Marcel Franz, der am Morgen schon das Gelbe Trikot an den Luxemburger Tom Wirtgen abgeben musste, auch das „Grüne Oberteil“ abnehmen.

Auf der letzten Etappe ließ Keller nichts mehr anbrennen, attackierte erneut vom Start weg, gewann aus einer dreiköpfigen Spitzengruppe heraus die ersten beiden Sprintwertungen und lag damit uneinholbar in Führung. Dazu Keller:“ Es war schon super, dass ich das Sprint-trikot letztes Jahr gewinnen konnte. Allerdings habe ich es erst zur letzten Etappe geholt, sodass ich es nie wirklich im Rennen getragen habe, was der Sache ein bisschen ihren Reiz nimmt. Dieses Jahr konnte ich es an zwei Tagen tragen, was sich für mich als Sprinter super anfühlt. Ich muss mich bei meinem Team und den Betreuern bedanken, sie haben mich unterstützt wo sie konnten.“

Außer des Erfolgs wegen sind die Allgäuer auch aus einem anderen Grund nach Frankfurt gereist. Team-Chef Rolf Keller: „Die hohe Belastung über fünf Etappen erzeugt einen Trainingsreiz, den wir für die noch anstehenden Bundesligarennen und das Kriterium in Wangen am 16. September gut gebrauchen können.“