Hermann Keller 11. der Deutschen Profimeisterschaft

Bildquelle: Uli Hugger
Bildquelle: Uli Hugger

Es war ein Rennen wie gemacht für Hermann Keller: 228 km flache Kilometer rund um Einhausen im hessischen Landkreis Heppenheim. Das Starterfeld: über 200 Fahrer, darunter die absoluten Kracks der Zunft. Einige starten am Samstag in Vendée bei der Tour des France und sind folglich fit. Da die Aushängeschilder des deutschen Profiradsports – Marcel Kittel, John Degenkolb, Pascal Ackermann, Andrè Greipel – der Gattung Sprinter angehören, war abzusehen, dass dieses Rennen mit einer Massenankunft enden würde.

Für flache Rennen mit Massensprintfinale ist im neun-köpfigen Team der Rad-Union Wangen Hermann Keller zuständig. So waltete der Schomburger seines Amtes, versteckte sich vier Stunden lang im Hauptfeld, lies sich von einem Vorderrad-Defekt nicht aus der Ruhe bringen und brachte sich innerhalb der letzten 25 Kilometer geschickt in Position. Team-Manager Christian Rieg: „Hermann ist von hinten nach vorne durchs Feld gegangen wie Jesus übers Wasser. Bei einer Geschwindigkeit von über 50 km/h ist er der einzige, der das so kann.“ Keller selbst ergänzte:

„Die Ortseinfahrt Einhausen war nicht ganz einfach: Ein Kreisverkehr, eine scharfe Rechts-kurve  und schließlich die Zielgerade, die in Wirklichkeit leicht kurvig war. Dafür waren meine Ellbogen zeitweise wichtiger als meine Beine. Es hat super funktioniert. Im Zielspurt kam mir plötzlich Marcel Kittel von vorne entgegen. „Ich habe ihn dann nicht mehr überholt, um ihn vor der Tour nicht moralisch zu brechen.“ Gab Keller mit einem Augenzwinkern zu Protokoll. Sieger nach 4 Stunden 55 Minuten (Durchschnittsgeschwindigkeit 46,3 km/h) wurde Pascal Ackermann vom deutschen Team Bora-Hansgrohe.

Nachdem Keller bereits vorletztes Jahr in Erfurt mit Platz 17 ein mehr als beachtliches DM-Resultat für seine kleine Vereinsmannschaft einfahren konnte, zeigten die Wangener erneut, dass sie bei diesem Rennen vielleicht doch nicht nur als „Kanonenfutter“ am Start standen.

Bereits am Freitag wurde am gleichen Ort die Deutsche Meisterschaft im Einzelzeitfahren über 45 Kilometer sowie das Einzelzeitfahren der Bundesliga-Serie über 30 Kilometer ausge-tragen. Am ersten Wettstreit beteiligten sich die Wangener Fabian Danner und Raphael Bertschinger. Obwohl beide die Strecke in deutlich unter einer Stunde absolvierten und gegen Ex-Zeitfahrweltmeister Toni Martin höchstens Außenseiterchancen hatten, haderten sie mit ihrer Leitung: „Ich habe einfach nicht genug Leistung auf die Kette bekommen und auf den ersten zehn Kilometer vieleicht etwas überzogen. Sonst hat eigentlich alles gestimmt.“ Analysierte der Baden Württembergischer Zeitfahrmeister Bertschinger sein Resultat.

Das Bundesliga-Zeitfahren bestritten Fabian Brämer, Silias Motzkus, Hermann Keller und Peter Clauß in Wangener Farben. Clauß fuhr nach eigenen Angaben das schnellste Zeitfahren seines Lebens, erreichte aber trotzdem nur Rang 55. Immerhin konnte er damit seinen 15. Gesamtwertungsplatz verteidigen.

Von Donnerstag bis Sonntag starten Danner, Clauß, Motzkus und Keller zusammen mit Thomas Lienert sowie Marco Barke im brandenburgischen Frankfurt bei der Oderrundfahrt.

Wenn man betrachtet, dass Keller im letzten Jahr das Trikot des besten Sprinters gewinnen konnte und nun augenscheinlich in Höchstform ist, darf man wohl auf eine erfolgreiche Tour hoffen.