Geschke siegt vor Buchmann

Schwäbische Zeitung – Susi Weber
Was für ein Rennen: Bestes Kriteriumswetter, rund 3000 Zuschauer und ein Finale, das es in sich hatte: Simon Geschke vom Team Sunweb setzte am Ende alles auf eine Karte – und gewann am Sonntag durch seine vier Punkte in der achten und letzten Wertung das Rennen um das Goldene Rad der Stadt Wangen.

Geschke entfloh wie der Zweitplatzierte Emanuel Buchmann zwischen der vierten und fünften Wertung dem Feld und schaffte innerhalb einer Siebenergruppe die Überundung. Schön aus Wangener Sicht: Darin befand sich auch Wangens Raphael Bertschinger, der sich dadurch einen hervorragenden siebten Platz sicherte. Zeitfahr-Sieger wurden Vorjahressieger Tobias Erler und Jonas Schmeiser vom RSC Kempten.

„Schwere Beine von der Vuelta“

Wer nach der vierten Wertung glaubte, der „Kemptener Zug“ sei bereits abgebraust, sah sich getäuscht. Die Kräfte der bis dato Führenden schwanden, das Feld rückte wieder auf. „Ich habe mich am Anfang zurückgehalten“, sagte Emanuel Buchmann später: „Ich hatte einfach noch schwere Beine von der Vuelta.“

Dass ihm die Spanienrundfahrt noch zu schaffen machte, davon war ab der zweiten Rennhälfte nicht mehr viel zu sehen. Unter dem Jubel des Publikums war der Ravensburger und Tour-de-France-15. Teil des Siebenerteams, zu dem auch Michael Schwarzmann, Simon Geschke, Marco Mathis, Carl Soballa, Tobias Erler und Raphael Bertschinger gehörten. Sie zogen vorne weg und machten mächtig Meter.

Als „megaspannend“ beschrieb hinterher auch Dominik Nerz, Ex-Radprofi und nun sportlicher Leiter des Radkriteriums, die Situation: „Ich habe mich ständig gefragt: Schaffen die das noch mit der Überrundung oder schaffen sie es nicht?“ Warum genau dies so wichtig war, hängt mit dem Regelwerk des Kriteriums zusammen: Überrundung steht über der Wertung – und macht damit die Punkte all‘ jener zunichte, die eben nicht zur Überrundungsgruppe zählen.

In der 71. von 80 Runden hatte das Siebenerteam aufgeschlossen. Nun galt die Konzentration der Sache: Wird es noch einer der sieben Fahrer schaffen, noch einmal – und in der letzten Runde traditionell doppelt – zu punkten? Geschke schoss als Dritter über die Ziellinie. Buchmann und Mathis blieben ohne Zähler. „Der Schlusssprint ist nicht so mein Ding“, gestand Buchmann hinterher. Seine Hoffnung, dass auch Geschke nicht unter den vier Ersten ist, ging allerdings nicht in Erfüllung.

Aus Wangener Sicht strahlte Raphael Bertschinger: „Ich bin voll zufrieden. Ich hätte es mir nicht besser wünschen können.“ Ein bisschen Glück sei dabei gewesen, dass er sich in die Siebenergruppe einreihen konnte: „Das Tempo war richtig schnell. Ich bin froh, dass ich mit diesen Sportlern mitgekommen bin. Das Rennen war richtig cool.“

Erler/Schmeiser siegen im Zeitfahren

Bertschinger war es auch, der gemeinsam mit Silias Motzkus das „Wangener Team“ beim Zeitfahren bildete. Zum zweiten Mal schickte die Rad-Union noch vor dem Hauptrennen sechsmal zwei Fahrer auf die Strecke, die gemeinsam versuchten, die schnellste Zeit zu erreichen.

Eng ging es zu auf den ersten drei Plätzen, die nur drei Sekunden auseinander lagen. Das schnellste Duo stellte der RSC Kempten mit Vorjahressieger Tobias Erler und Jonas Schmeiser. Sie siegten vor Pascal Ackermann und Marco Mathis, Dritte wurden Simon Laib und Robert Müller.

Das diesjährige Radkriterium selbst gehört mit einer Zeit von 1:54.07 Stunden zu den schnellsten in der langjährigen Geschichte: Nur drei Kriterien überhaupt waren noch etwas schneller.

Rundum zufrieden war auch die Rad-Union Wangen, deren Vorsitzender Christian Rieg schon vor Beginn des Rennens vermelden musste (oder durfte): „Wir hatten 2500 Programmhefte drucken lassen. Die sind alle weg!“ Bis nach der Siegerehrung hielt das Wetter – und entlohnte den Verein für die in diesem Jahr nur mäßig besuchte Oberschwäbische Barockstraße.