Oderrundfahrt: Keller bester Sprinter

Zur 38. Internationalen Oderrundfahrt nach Frankfurt (Brandenburg) war es für die sechsköpfige Auswahl der Rad-Union Wangen ein weiter Weg. Doch der hat sich gelohnt: Hermann Keller sicherte sich das grüne Trikot des stärksten Sprinters, wurde vierter auf der zweiten Etappe und durch Thomas Lienert sowie Peter Clauß konnten zwei weitere Top Ten Platzierungen eingefahren werden.

Doch der Reihe nach. Die Oderrundfahrt wurde 2010 nach 20-jähriger Pause wiederbelebt, seitdem stetig ausgebaut und führte heuer an vier Renntagen über 496 km. Bereits während der ersten Etappe am Donnerstagabend wurde klar, dass dieses verlängerte Rennwochenende wenig erholsam werden würde. Auf einem technisch anspruchsvollen 1,5 km Rundkurs galt es 50 Runden zu absolvieren. Ein – für allgäuer Verhältnisse – kaum erwähnenswerter Hügel mit anschließender 180°-Wende entpuppte sich dabei als Scharfrichter, an dem sich das 120 Fahrer starke Feld im Laufe der Zeit um zwei Drittel seiner Ausganggröße verkleinerte.

Schon dabei lies Keller seine Klasse aufblitzen, war Teil einer fünfköpfigen Spitzengruppe und lieferte sich mit seinem Ex-Teamkollegen Simon Laib ein packendes Duell um die Punkte in der Sprintwertung. Als das Quintett schließlich gestellt wurde lagen beide mit 7 Punkten gleichauf an der Spitze des Classements.

 

Die zweite Etappe führte am Freitag über 165 flache Kilometer. Fabian Danner vertrat die Farben der Rad-Union in der sich früh formierenden Spitzengruppe und sammelte 6 Sprintpunkte. Im hektischen Finale erspurtete Keller den vierten Etappenrang und profitierte dabei von einer unkonventionellen Mannschaftstaktik: Statt eng beieinander zu fahren und sich gegenseitig Windschatten zu spenden, versuchten Keller und Teamkollege Clauß einzeln ihr Glück; Keller am linken -, Clauß am rechten Fahrbahnrand. Und sie taten gut daran: Während Keller auf beschriebene Weise reüssierte, kam Clauß 300 m vor dem Ziel zu Fall, büßte jede Chance auf eine vordere Platzierung, seinen Fahrradrahmen und einige Quadratzentimeter Haut ein.

 

Am Samstag kam es dann zum direkten Sprint der drei Anwärter auf das grüne Trikot. Laib bewies dabei seine überragende Form und distanzierte Danner und Keller im Wertungssprint bergauf. Im Zieleinlauf dieser Etappe brillierte Routiné Thomas Lienert und erkämpfte sich Platz acht.

Das sonntägliche 155 km lange Teilstück stellt die Königsetappe der Rundfahrt dar. 15 Mal gilt es hier einen bis zu 18% steilen Kopfsteinpflasterhang zu erklimmen. Nach drei Tagen für alle Athleten eine Herausforderung, zumal sich der Straßenbelag nicht mit dem üblichen innerstädtischen Dekorationsmosaik vergleichen lässt. Vielmehr handelt es sich um uralte, grob und unregelmäßig verlegte – oder besser gemauerte – Steine. Keller, Laib im direkten Sprint erwiesenermaßen unterlegen, suchte sein Glück in einer Fluchtgruppe und sammelte so genügend Sprintpunkte um das grüne Trikot zu erobern. Laib, vom Vorstoß Kellers überrascht, gab das Rennen demoralisiert auf. Dazu Keller: „Das war ein hartes Stück Arbeit. Die Sprints haben mich so viel Kraft gekostet, dass ich die Spitzengruppe irgendwann ziehen lassen musste. Aber das ist egal. Ich bin stolz, die Gesamt-Sprintwertung gewonnen zu haben. Gut ist auch, dass ich das Trikot erst heute nach der letzten Etappe bekommen habe und es nun nicht im Rennen tragen muss: es spannt etwas. An den Schultern.“

Clauß, der seine Teamkleidung um einige Bandagen ergänzt hatte, gelang es bei seiner achten Teilnahme an diesem Rennen erstmals den Anstieg mit einer konkurrenzfähigen Geschwindigkeit zu erklimmen, was Rang sieben im Etappenergebnis ermöglichte.

Neben dem beschriebenen Erfolg stellt die Oderrundfahrt auch einen Belastungshöhepunkt im Saisonverlauf der Wangener dar. Mit der damit aufgebauten Rennhärte hofft das Team bei den anstehenden Bundesligawettkämpfen in Cottbus und im Sauerland zu überzeugen.