Was für ein Rennen, was für ein Wahnsinn: Erfolgte der Startschuss um 15 Uhr noch bei trockener Witterung, öffnete der Himmel keine 15Minuten später seine Schleusen. „Regen“ ist zu wenig gesagt für das, was da vom Himmel prasselte. Gleichzeitig wurde es deutlich kühler. „Bei so einer Witterung macht die Muskulatur einfach zu, viele unterkühlen“, erklärte Markus Düster, Ex-Rennfahrer und ehemaliger Gewinner des Goldenen Rades.
Zwei Drittel des Felds gab auf
Düster sollte Recht behalten: Rund zwei Drittel des Feldes gab bis zur Halbzeit auf, darunter auch viele Favoriten. „Mir kam der Regen eher entgegen“, strahlte nach 80 Runden und 92 Kilometern Christopher Hatz. Zugegebenermaßen ist Hatz ein „Regenfahrer“, dem auch Kälte nichts anhaben kann. Irgendwann, zwischen vierter und fünfter Wertung, setzte sich der Fahrer von MLP Team Bergstraße ab und wagte einen Ausreißversuch, der glückte. Zehn Runden später erhielt er an vorderster Front Unterstützung durch Jonas Koch. Hatz: „Wir wechselten uns vorne ab und haben gut harmoniert.“ Drei Mal fünf Punkte konnte Hatz problemlos einfahren – und dennoch blieb es spannend. Punktetechnisch war Leif Lampater Hatz auf den Fersen. Letzterer hätte allerdings nur dann gewinnen können, hätte er in der Schlusswertung noch einmal so richtig gepunktet.
Publikum beeindruckt Fahrer
„Das Rennen lief nicht in meinem Sinne“, gab Lampater später zu Protokoll: „Ich hatte damit gerechnet, dass das Feld das Loch noch zufährt. Und außerdem glaubte ich nicht, dass Christopher das Tempo vorne hält.“ Von „sauschwierigen Bedingungen“ sprach Lampater außerdem. Und verteilt dennoch Komplimente ans Publikum: „Es war beeindruckend, wie viele Leute geblieben sind und uns angefeuert haben. Echt fantastisch.“
So sah es auch Dominik Nerz, der mit Regen und Kälte, aber auch mit dem Problem zu kämpfen hatte, dass für ihn noch die Weltmeisterschaft auf der Straße vor der Türe steht: „Für mich war es extrem wichtig, hier ohne Sturz durchzukommen. Leider hatte ich keine Chance, mich vorne mit reinzuhängen.“ Aufgeben wollte der neue Team-Bora-Kapitän aber keinesfalls: „Das war ich schon den Zuschauern schuldig, die trotz des Wetters ausgeharrt hatten.“
Ein recht gutes Rennen lieferte Rad-Union-Fahrer Hermann Keller ab, der als Sechster bester Wangener wurde beim – trotz widrigen Wetter – schnellen Tempo lange mithalten konnte und die dritte Wertung für sich entschied und zehn Runden später Dritter wurde: „Fabian Danner hat selbst dann noch versucht, bei mir zu bleiben, als ich mit den Kräften am Ende war. Ohne ihn wäre ich heute nicht so weit vorne.“
Wetterbedingt wurde die Sieger-ehrung gleich nach Rennende an der Lindauer Straße (und nicht wie geplant auf dem Marktplatz) abgehalten. Fahrer wie Zuschauer nahmen es dankbar an. Zufrieden sein konnte die Rad-Union mit Rennverlauf und Zuspruch durch die Zuschauer dennoch. Vorsitzender Christian Rieg: „Ohne Regen wäre es natürlich noch schöner gewesen.“