Eine kleine Auswahl der Wangener Radsportler hat an drei offroad-Radrennen in Baden-Württemberg und der Schweiz teilgenommen.
Bereits Anfang Oktober machten sich Xaver Bochtler, Marcel Neidinger und Peter Clauß auf den Weg nach Waldmössingen im Landkreis Rottweil, um am dortigen Gravelrennen teilzunehmen. Die recht neue Disziplin des Gravelns – zu Deutsch: auf Schotter fahren – stammt aus den USA, wo sich die teilweise mehrere Hundert Kilometer langen Rennen wachsender Beliebtheit erfreuen. Die Staub- und Schotterpisten des Mittleren Westens bieten einen idealen Schauplatz dafür.
Der Waldmössinger Wettkampf erstreckte sich im Gegensatz dazu über nur 48 Kilometer. Neidinger war von seiner Teilnahme am Ulmer Halbmarathon in der Vorwoche noch zu müde, um den Anschluss an die Spitzengruppe zu halten. Clauß und Bochtler gelang dies, sodass im Finale einer vierköpfigen Spitzengruppe vertreten waren. Clauß, der das Rennen im Vorjahr gewonnen hatte, konnte dem Tempo acht Kilometer vor Schluss nicht mehr folgen und überquerte als vierter die Ziellinie. Bochtler musste sich nur dem überlegenen Vogter Mountainbiker Daniel Gathof den Vortritt lassen und beendete das Rennen als zweiter.
Bochtler: „Ich bin sehr überrascht, aufs Podium gefahren zu sein. Ich hatte kein spezielles geländetaugliches Fahrrad, sondern habe einfach etwas breitere Reifen in mein Straßenrennrad gebaut. Wenn es feucht gewesen wäre, hätte ich bestimmt Probleme mit der Traktion gekriegt. Aber es war trocken, da hatte ich Glück.“
Als nächste Haltestelle auf der herbstlichen Renntournee stand das Crossrennen im schweizerischen Steinmaur auf dem Plan. Cyclocross, Querfeldein, CX oder Radquer wurde bereits in den Anfangszeiten des Radsports erfunden. Gelangweilte Belgier ersetzen damals im Herbst und Winter ihre Slicks durch Reifen mit Profil und fuhren kurze Rennen durch Wiesen, Felder – oder den lokalen Stadtpark. Damit der Oberkörper nicht auskühlte wurden Hindernisse eingebaut, über welche die Sportler ihre Räder tragen mussten. Weltstars wie Mathieu van der Poel, Wout van Aert und Thomas Pitcock sorgen momentan für einen kleinen Boom dieser Disziplin.
In Steinmaur gelang es Clauß, sich von Position 40 in der Startaufstellung auf den 14. Platz vorzukämpfen.
„Ich habe diese Disziplin wirklich neu entdeckt. Im Nachwuchs konnte ich noch nicht so viel damit anfangen, aber inzwischen mache ich das wirklich gerne. Man muss eigentlich immer Vollgas fahren, da die Rennen nur eine Stunde lang sind. Gleichzeitig braucht es aber viel Gefühl, um das Rad durch die engen rutschigen Kurven zu führen. Dann kommen noch die Tragepassagen, bei denen der Puls durch die Schädeldecke hämmert. Das fetzt!“ Fasste Clauß die Faszination Querfeldein zusammen.
Ein weiteres Gravelrennen in Mönchweiler wurde kurzfristig wegen Sturmes abgesagt. Der Wangener Bus mit Clauß, Neidinger, Neuzugang Valeria Kleiner und den beiden U17 Sportlern Paul Neumann und Timo Burger war bereits in Hagnau, als die Nachricht sie erreichte. Nach einer 180-Grad-Wende retteten sie den verregneten Tag mit einer zweistündigen Mountainbike-Runde auf dem Pfänderrücken.
Schließlich stand noch das Crossrennen um die Radrennbahn in Gäufelden-Öschelbronn auf dem Programm. Neben Clauß hatte sich dieses Mal auch Valeria Kleiner ein entsprechendes Rad ausgeliehen und startete bei ihrem ersten Radrennen überhaupt. Die ehemalige Profi-Fußballerin hat sich nach einem Ausflug in den Triathlon kürzlich der Rad-Union Wangen angeschlossen.
Ihre Eindrücke beschrieb sie wie folgt: „Es war super, ich werde immer mehr zum Adrenalin-Junkie. Mir fehlen noch ein bisschen die Steuer-Skills, sodass ich mehrmals gestürzt bin. Aber im Gegensatz zum Fußball, wo man doch erstmal kurz liegen bleibt und in sich hineinhorcht, ob was kaputt gegangen ist, geht das Rennen sofort weiter.“
Kleiner überquerte das Ziel als vierte von sechs gestarteten Fahrerinnen.
Der Wettkampf in Öschelbronn bot auch für Routinier Clauß eine Premiere: Da das Frauenrennen vor dem Männerrennen stattfand, hatte er zum ersten Mal die Gelegenheit sein Fahrrad im Rennen zu wechseln und auf Kleiners Maschine zu springen. „Das ist wie Rückenwind, wenn man plötzlich von einem komplett verschlammten Rad auf ein sauberes wechselt.“ Beschrieb es Clauß mit eigenen Worten. Mit Platz elf von 31 gestarteten beendete er das Rennen im vorderen Mittelfeld.