Ein Bericht von Edgar Rohmert auf SZON.de am 4. September 2018
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„Das Wetter könnte etwas kuscheliger sein,“ meinte einer der Rennradfahrer der Radsportgruppe „Seerose“ aus Friedrichshafen am Morgen kurz nach dem Start. Herbststimmung bei der 40. Oberschwäbischen Barockstraße: Kühle Temperaturen (13 Grad), der Himmel nebelverhangen und grau, und zwischendurch ein wenig Nieselregen. Doch für einen passionierten Radsportler ist dies kein Grund, zu Hause im Warmen zu bleiben. Vielmehr machten sich bereits um 7 Uhr die ersten Radfahrer auf den Weg, um die 151 Kilomter -Tour 1 oder die 119 Kilometer-Tour 2 in Angriff zu nehmen. Insgesamt waren mehr als 1000 Radler bei der Veranstaltung am Sonntag dabei.
Nach den ersten Steigungen hinter Beutelsau waren die kühlen Temperaturen vergessen. Die vielen anstrengenden Anstiege wurden immer wieder belohnt durch wundervolle Herbstimpressionen in der nebelvergangenen Landschaft: Modriger Geruch von Fallobst, Ackerboden und feuchten Wiesen, friedlich grasende Kühe, das Krähen eines Gockelhahnes, einsame Gehöfte und Bauernhäuser, malerische Wege durch hohe Maisfelder. Bis zur ersten Verpflegungsstation nach etwa 50 Kilometer in Haidgau wurde feste gestrampelt, miteinander geredet, gelacht, gefachsimpelt. Die Stimmung der ambitionierten Rennradfahrer war spürbar gut.
Durchtrainiert oder gemütlich?
Die Stempelstationen registrierten insgesamt 1005 Radfahrer auf den vier angebotenen Touren. Tour 1 und 2 waren natürlich nur etwas für die durchtrainierten oder ambitionierten Radler. Da durfte der „radelnde Reporter“ beispielsweise einen älteren Herrn mit 70 kennenlernen, der am Vortag den „Bodenseemarathon“ über 220 Kilometer mitgeradelt war – acht Stunden lang in strömenden Regen. Und heute wollte er sich die 40. Oberschwäbische Barockstraße nicht entgehen lassen – also nochmals 119 Kilometer mit vielen anspruchsvollen, langgezogenen Steigungen. Später ist dieser sportliche Herr – Herbert aus Weilheim – gemeinsam mit dem Reporter ins Ziel gekommen: ein wunderbares Gemeinschaftserlebnis. Als Mitradelnder hat man immer wieder dieses gute Gefühl, dass neben der sportlichen Herausforderung vor allem das Gemeinschaftserlebnis im Mittelpunkt der Oberschwäbischen Barockstraße steht. Und natürlich das Wahrnehmen der einmaligen Landschaftsimpressionen.
85 ehrenamtliche Helfer
Ohne die vielen ehrenamtlichen, Helfer wäre die Veranstaltung nicht möglich. Da müssen schon Wochen und Monate zuvor Strecken getestet und festgelegt werden, Genehmigungen eingeholt und Tage zuvor die Beschilderungen bewerkstelligt werden. An den Verpflegungs- und Stempelstationen sorgen die Ehrenamtlichen für das leibliche Wohl der Fahrer. In der Alten Sporthalle werden die Anmeldungen registriert und die Startnummern ausgegeben. All dies macht die Oberschwäbische Barockstraße seit 40 Jahren zu einem attraktiven Radsportler-Ereignis, das viele von weither lockt: Nord-und Süddeutschland oder aus anderen Regionen.
Radeln für einen guten Zweck
Die teilnehmenden Radsportgruppen radeln nicht nur zum „Selbstzweck“, sondern auch für einen guten Zweck, wie beispielsweise die „Radfahrer für Kinder“ aus Ravensburg, die durch ihre Teilnahmen Spenden für in Not geratene Kinder aus dem Landkreis Ravensburg radeln. Andere regelmäßig teilnehmende Gruppen und Firmen unterstützen und sichern durch ihre Teilnahmen den Fortbestand der Oberschwäbischen Barockstraße, so beispielsweise die „Meckatzer“ -Firmengruppe, die in diesem Jahr schon das 25. Mal dabei war.
Familien- und Mountainbike-Tour
Die Familientour über 40 Kilometer und die geführte Mountainbike-Tour war auch in diesem Jahr wieder anspruchsvoll und schön, fand aber aufgrund der herbstlichen Wetters nicht so viel Anklang. Dennoch war es für die, die sich trotzdem auf den Weg machten, ein schönes Erlebnis, auf das sie am Ziel mit Freude und einem gewissen Stolz zurückblicken konnten. Dass bei der Familientour der Trend in Richtung E-Bike geht, ist nicht zu übersehen: Inzwischen sind fast 50 Prozent der Familientour-Radler E-Bike-Fahrer.
Veranstalter sind zufrieden
Trotz der im Vergleich zum Vorjahr geringeren Teilnehmerzahl sind die Veranstalter insgesamt zufrieden. „Es hat Gott sei Dank kaum geregnet, es gab keine Unfälle und nur drei kleine Pannen“, meinte Christian Rieg als Vorsitzender der Radunion. Viele zufriedene Gesichter sah man auch bei den Teilnehmern.
Nach dem Zieleinlauf zog es die meisten in die Städtische Sporthalle, wo für das leibliche Wohl und musikalische Unterhaltung durch die Blasmusik aus Eglofs gesorgt wurde. So wurde es für manche nach den überstandenen Strapazen doch noch ein wenig „kuschelig“, bei einem Glas Bier, einer Wurst oder Zwetschgenkuchen zu heißem Kaffee.